Auf der sicheren Seite

Egal ob mit PKW, Motorrad oder Camper, für Fahranfänger oder Rennprofis - in den fünf ADAC Fahrsicherheitszentren in Südbayern gibt es für alle Fahrzeugtypen und Fahrer das richtige Trainingsprogramm. Auch die Motorsportabteilung von ABT Sportsline nutzt das Fahrsicherheitszentrum Kempten, um perfekt abgestimmt auf die Rennstrecke zu starten.

Auf der sicheren Seite

Die Kupplung langsam kommen lassen, dabei die Bremse vorsichtig lösen … Und dabei nicht den Motor abwürgen. Jeder, selbst die schon etwas älteren Autofahrer, kann sich sicher noch gut an diese Situation erinnern: der erste Fahrversuch. Der meistens schon beim Anfahren scheiterte. Bei vielen Verkehrsteilnehmern, wie auch beim Autor dieser Zeilen, wurden die ersten selbst gefahrenen Meter auf irgendeinem Parkplatz oder Feldweg zurückgelegt. Auf dem Beifahrersitz der Papa, dem mehr die Sorge um das Familienauto als um die eigene Sicherheit die Schweißperlen auf die Stirn trieb.

Dabei war und ist das „schon mal üben vor den offiziellen Fahrstunden“ auf abgelegenen Strecken nicht nur gefährlich, sondern schlichtweg verboten. Aber es gibt eine vollkommen legale und stressfreie Möglichkeit, als absoluter Beginner erste Erfahrungen hinter dem Steuer zu machen: Auf dem über 20.000 Quadratmeter großen Gelände des ADAC Fahrsicherheitszentrums Kempten können Fahranfänger ab 15 Jahren auf den drei Strecken das Anfahren und alles Weitere üben. Solange die Person auf dem Beifahrersitz seit mindestens drei Jahren einen gültigen Pkw-Führerschein hat. „Außerdem darf man nicht vergessen: Bei solchen Übungsfahrten mit einem Fahrer ohne Führerschein am Steuer erlischt der Versicherungsschutz“, erklärt Walter Ittlinger, Geschäftsführer der ADAC Fahrsicherheitszentren Südbayern. „Auf unserer Anlage ist dies nicht der Fall.“ Und um Papas Sorgen um das geliebte Auto etwas abzumildern, kann sogar vor Ort für kleines Geld eine Vollkaskoversicherung für die Zeit auf dem Verkehrsübungsplatz abgeschlossen werden.

Letzter DTM-Feinschliff in Kempten

Angehende jugendliche Automobilisten haben aber nicht nur in Kempten die Chance auf ein juristisch korrektes Anfahrüben, der neue ABT Partner, die ADAC Fahrsicherheitszentrum Augsburg GmbH & Co. KG, betreibt insgesamt fünf Fahrsicherheitszentren in Bayern. Wer jetzt allerdings glaubt, die Strecken wären nur für Fahranfänger interessant, der irrt gewaltig: „Schon seit vielen Jahren nutzen wir das Fahrsicherheitszentrum Kempten für unsere Vorbereitung auf unsere Motorsport-Einsätze“, erklärt ABT Sportmarketing-Chef Harry Unflath. Egal ob Boxenstopp-Training oder die Roll-outs für die DTM-Rennwochenenden – die „Äbte“ sind gern gesehene Gäste. Auch Daniel Abt war 2017 mit seinem Formel-E-Rennwagen schon hier. Und drehte damals zum Spaß einige Donuts auf dem Asphalt.

Also ganz nach dem Motto: Vom Verkehrsübungsplatz auf die Rennstrecke und weiter auf die Straße. Klingt erst einmal seltsam, passt aber in diesem Fall perfekt. Wie ABT mit seinen Motorsport-Erfolgen und seinen wegweisenden Leistungen in der Elektromobilität haben auch die südbayerischen Fahrsicherheitszentren Pionierarbeit geleistet. „Bis 1975 gab es Fahrsicherheitstraining nur als theoretischen Unterricht im Klassenzimmer“, erklärt Ittlinger. Frontalunterricht bei einem so wichtigen Thema war den bayerischen Verkehrsprofis nicht genug. Zusammen mit dem finnischen Rallye-Professor Rauno Aaltonen organisierten die Südbayern einige praktische Unterrichtseinheiten am damaligen Münchner Flughafen Riem. Mit Erfolg! Die Teilnehmer konnten in Gefahrensituationen die notwendigen Reaktionen nicht nur besser verinnerlichen und so deutlich schneller abrufen, sie hatten dabei auch noch Spaß!

Das Erste seiner Art

Fahrpraxis in kniffligen Situationen macht sich also bezahlt. Die Konsequenz: 1997 wird das Fahrsicherheitszentrum Augsburg eröffnet. Das erste seiner Art in Deutschland. Weitere Anlagen folgen. Damit die Strecken auch realistische Fahrsituationen abbilden, arbeitet der ADAC Südbayern dabei eng mit zwei weiteren Motorsportlern zusammen: Rallye-Legende Walter Röhrl und die zweifache Damen-Rallye-Weltmeisterin Isolde Holderied geben wichtige Tipps und beraten beim Aufbau der Anlagen. Ein Konzept, das sich nicht nur in Südbayern durchsetzt: Heute ist das Fahrsicherheitstraining auf den eigens dafür konzipierten Anlagen eine der Kernleistungen des ADAC Deutschland. 

Im Allgäuer Fahrsicherheitszentrum können Pkw-Fahrer, aber auch Motorrad-Enthusiasten, Wohnmobilisten und Besitzer von Kleintransportern das Kurvenfahren, das Beschleunigen oder das Einparken dank Flutlicht und Räumdienst auch an dunklen Winterabenden ganzjährig üben. Dabei kommt auch jede Menge moderner Technik zum Einsatz. „In Kempten simulieren beispielsweise Wasserwände ein Hindernis“, so Ittlinger, „dadurch kann das scharfe Abbremsen vor einem Hindernis ohne Gefahr für Fahrzeug oder Insassen trainiert werden.“ Eine Dynamikplatte in der Fahrbahn gibt beim Überfahren den Hinterrädern einen seitlichen Impuls, welches das Ausbrechen des Fahrzeugs imitiert. Auf der Gleitfläche herrschen auch im Sommer Reibewerte wie auf einer verschneiten Fahrbahn. Willkommen sind Einzelfahrer, aber auch Gruppen. Ein Angebot, auf das viele Unternehmen in der Region gerne zurückgreifen und ein Fahrsicherheitstraining für ihre Mitarbeiter als Firmenevent buchen.

Schließlich führt das Üben unter fachkundiger Anleitung schneller zum Erfolg – das eigene Auto, das Wohnmobil oder das Motorrad immer im Griff zu haben. Deshalb geben Fahrsicherheitstrainer in verschiedenen Seminaren über Headsets Tipps und Tricks, um in verzwickten Situationen richtig zu reagieren. Ittlinger: „Der Funk ermöglicht ein schnelleres Eingreifen der Fahrsicherheitstrainer in der jeweiligen Gefahrensituation. Das spart nicht nur Zeit, sondern bringt beim Üben auch noch mehr Spaß. Und darauf kommt es an – man soll beim Fahrsicherheitstraining Spaß haben!“

„Fahrsicherheitstraining muss auch Spaß machen“

Walter Ittlinger ist als Geschäftsführer der ADAC Fahrsicherheitszentren Südbayern auf einer Mission: den Straßenverkehr sicherer zu machen. Im uptrend Interview spricht der Verkehrsexperte über das Konzept der beliebten Anlagen, die Partnerschaft mit ABT Sportsline und Elektromobilität.

Herr Ittlinger, erst einmal herzlichen Glückwunsch zum 25-jährigen Jubiläum des Fahrsicherheitszentrums Augsburg. Bei seiner Eröffnung 1997 das erste seiner Art. Seitdem sind vier weitere dazugekommen. Alles kleinere Anlagen. Warum?
Walter Ittlinger: Vielen Dank für die Glückwünsche. Als wir vor 25 Jahren die Anlage Augsburg eröffnet haben, haben wir schnell mitbekommen, dass die Idee, auf einer großzügigen Fläche Fahrsicherheitstraining mit technischen Features wie Geschwindigkeitsmessanlage, Aquaplaningfläche etc. anzubieten, von der Bevölkerung mit großer Begeisterung angenommen wurde. Um diese Chance in Südbayern auf der Fläche bieten zu können, haben wir uns entschieden, nicht in ein, zwei Riesenanlagen zu investieren, sondern unsere Fahrsicherheitszentren breit zu verteilen. Das hat für unsere Besucher gleich mehrere Vorteile.

Die da wären?
Zunächst die gute Erreichbarkeit. Sie wollen ein Fahrsicherheitstraining absolvieren, kein Problem. In maximal 45 Minuten erreichen Sie eines unserer Fahrsicherheitszentren. Hinzu kommt eine bessere Verteilung auf der Fläche: Auf sehr großen Übungsplätzen finden zehn Kurse gleichzeitig statt. Auf der Kemptener Anlage beispielsweise finden maximal drei Trainingskurse mit maximal zwölf Teilnehmern statt. Das ist übersichtlicher und erhöht so auch den Spaßfaktor.

Spaß haben beim Fahrsicherheitstraining?
Ja, sicher. Das ist wichtig. Fahrsicherheitstraining muss auch Spaß machen, so lernt man besser.

Die ADAC Fahrsicherheitszentren Südbayern und ABT sind gute Partner. Was bringt Ihnen diese Partnerschaft?
Mich freut unsere neue Partnerschaft sehr. Historisch gesehen haben wir mit ABT Sportsline schon immer ein gutes Verhältnis. Auf unserer Anlage in Kempten wurde unter anderem die Basissichtung für den Lupo Cup durchgeführt. Und seit damals hat ABT zahlreiche weitere Erfolge in verschiedenen Rennserien im Motorsport gefeiert. Von dieser Erfahrung können wir profitieren, um unser Fahrsicherheitstraining kontinuierlich zu verbessern.

Inwiefern?
Im Motorsport versucht man die Grenzen der Fahrphysik immer etwas weiter zu pushen. Von diesen Extremerfahrungen können wir neue, realistische Szenarien ableiten: Wie verhält sich ein Fahrzeug in einer kritischen Situation, wie kann ich eine solche vorhersehen und am besten vermeiden?

ABT ist ja auch ein Pionier in der Elektromobilität. Wie reagiert der ADAC Südbayern auf die steigende Zahl an klimaneutralen Stromern?
Gut, dass Sie fragen: Ab dem 1. November bieten wir ein Spezialtraining für Besitzer von Elektroautos an. Ein Thema dabei ist unter anderem die Rekuperation: Wie wirkt sie sich aufs Fahrverhalten aus? Oder One-Pedal-Driving: In welcher Situation hat es Vorteile, wann Nachteile? Welche Rolle spielen dabei Gewicht und der tiefe Schwerpunkt? Dies sind einige der Inhalte. Auch hier, da bin ich mir sicher, werden wir zukünftig vom Know-how eines Wegbereiters der E-Mobilität wie ABT profitieren.